Im »Irischen Roulette« hinten im Glossar gibt es endlich eine Karte und eine Personenliste. Da kann man verfolgen wo sich unsere Protagonisten genau bewegen. Man merkt: diese Orte und Straßen, die Distanzen und die geschilderten Berge, Seen, Flüsse gibt es wirklich.
Das ist mir wichtig. Da kann man auch selbst, wenn man die Romankulisse besucht, alles wiederfinden. Die N59 und die Shop Street in Galway heißen tatsächlich so. Doch aufgepasst:
Dies ist, wie schon erwähnt, kein Reiseführer in Form eines Krimis. Bei mir wird man nicht eins zu eins ein Restaurant, Hotel oder einen Pub finden, die genauso heißen. Das würde mich stören. Das riecht mir ein wenig zu stark nach »product placement«.
Ja, es gibt einen Pub in Galway, der mich zum Spaniard´s Head inspiriert hat. Aber der trägt einen anderen Namen. Es gibt dort einen wunderbaren Käseladen, der jedoch nicht Mulligan´s heißt. Und Patties exklusives Bed & Breakfast ist eine verführerische Idee, aber es gibt es leider [noch] nicht auf Inis Meáin. Dafür anderes. Die Leser können und sollen vor Ort alles selbst entdecken. Das macht auch mehr Spaß.
Da ich selbst seit Jahrzehnten obsessiv viele Krimis lese, fühle ich mich als Autorin vielleicht noch mehr in der Verantwortung: ich möchte als Leser eine faire Chance haben, hinter das Geheimnis zu kommen. Den Plot zu lösen. Auf Augenhöhe mit den Ermittlern. Wenn mir ein Autor kurz vor Schluß eine an den Haaren herbeigezogene oder knapp am Machbaren vorbei geschrammte Lösung präsentiert, die unlogisch, nicht angelegt oder nicht nachvollziehbar ist, fühle ich mich veräppelt und betrogen.
Es geht beim Lesen eines Krimis darum, die Spreu vom Weizen zu trennen. Was bei einem Plot wichtig ist zu erkennen und was als roter Hering durch die Geschichte geistert, wegzulegen.
So mache ich das mit meinen Plots. Meine LeserInnen haben eine faire Chance. Aber bitte nicht vorher den Schluß lesen ……..
Durch meine Zeit und Sozialisierung in Irland und England ist mein Schreibstil stark geprägt worden. Im angelsächsischen Raum wird nicht zwischen U [Unterhaltungs] und E [ernster] Literatur unterschieden wie bei uns. Für das Genre des Kriminalromans bedeutet das, dass er dort auch nicht als »minderwertige« Literatur angesehen wird. Ein Etikett, das dem Kriminalroman hier in Deutschland bedauerlicherweise immer noch anhaftet, egal wie sprachlich und inhaltlich gut der Roman geschrieben ist oder nicht.
Mir gefällt das Genre Krimi, weil ich so viel darf. *
Für mich ist es das Gegenteil von »minderwertig«.
Ich kann psychologisch sein und politisch, ich kann gesellschaftliche Probleme aufzeigen und darf witzig sein. Ich kann philosophisch und darf gleichzeitig böse sein. Ich kann ernsthaft und unterhaltend sein.
Vor allem muss ich spannend sein. Ich bemühe mich.
In dem ich Ihnen mit jeder Geschichte viele kleine Puzzlestücke präsentiere, die Sie zusammensetzen müssen, versuche ich, den Spannungsbogen langsam aber unaufhaltsam aufzubauen. Für Sie!
*Eigentlich darf man das nur auf Englisch, da ist es etabliert und voll akzeptiert. Ich bin jedoch der Meinung, dass man es auch in Deutschland »dürfen darf«.